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  dieser Zeit hat es noch einen breit angelegten Personalabbau bei 
  „älteren“ Arbeitnehmern gegeben. Teilweise auch auf freiwilliger 
  Basis, meistens aber auf besondere Empfehlung, damit Platz für 
  jüngere und moderner ausgebildete Fachkräfte geschaffen 
  wurde. 
  Diese „älteren“ Arbeitnehmer, ab 50 Jahre alt, sind mit sehr 
  guten Abfindungen nach Hause gegangen. Aber mit dieser 
  Gruppe ist jedoch auch sehr viel Know-how nach Hause 
  gegangen. Genau genommen: Erfahrungswissen und -können 
  sowie gewachsene Beziehungsstrukturen. 
  Das haben viele Firmen dann im Nachhinein gemerkt und einige 
  der freigesetzten Mitarbeiter wieder zurückgeholt. Denn aktuelles 
  Schul- oder Hochschulwissen kann nicht das Alltags- und 
  Erfahrungswissen aus der Praxis vollkommen ersetzen.
  Weil der Artikel schon ein paar Jahre älter ist, aber dennoch an 
  Aktualität und in den Kernaussagen überhaupt nicht an 
  Wichtigkeit und Richtigkeit verloren hat, passen vielleicht nicht 
  sämtliche Aussagen in die heutige Zeit.
  Die niedrigen Geburtenzahlen und die höhere Lebens-erwartung 
  lassen eine Gesellschaft durchschnittlich älter werden. Aber es 
  wird übersehen, es gibt nicht nur „zu viele“ Alte, es gibt 
  gleichzeitig „zu wenige“ Junge. Der, unter dem Begriff 
  „demografischer Wandel“ bekannte Prozess, geht gleichzeitig 
  einher mit der Entstehung des Fachkräftemangels. Dieser hängt 
  jedoch auch mit der zunehmenden Geschwindigkeit an 
  wachsendem Wissen sowie der rasanten Entstehung neuer 
  Technologien zusammen.
  Gleichzeitig ist immer noch zu beobachten, dass Mitarbeiter über 
  50 Jahre seltener eingestellt werden. Auch das 
  Renteneintrittsalter steigt immer weiter und man spricht schon 
  von einer Rente ab 70. Das passt selbstverständlich nicht 
  zusammen.
  Dieser Artikel soll aufklären über die Fähigkeiten von älteren 
  Arbeitnehmern und mit Vorurteilen aufräumen. Denn es gibt 
  immer noch fest gefahrene Meinungen, was die kognitiven 
  Fähigkeiten Älterer betrifft und deren Rolle in der Gesellschaft.
  Rollenzuschreibungen haben sich in „modernen“ 
  Gesellschaften sehr verändert. 
  „In jungen Gesellschaften, in denen ältere Menschen 
  Seltenheitswert haben, werden diese besonders geehrt und 
  geachtet. In früheren Zeiten wurden gerade den Älteren 
  richterliche, lehrende und heilende Funktionen zugeschrieben. 
  Sie genossen als Ratgeber, als Übermittler der Traditionen, als 
  Erfahrene eine ganz besondere Achtung.
  Dies gilt in unserer Zeit schon lange nicht mehr. Funktionen des 
  Speicherns, Behaltens und Erinnerns wie auch die Weitergabe 
  von Wissen und Informationen werden heutzutage weitgehend 
  durch moderne Technologien ersetzt.
  Das Alter in einer alternden Gesellschaft, wie der unseren, ist 
  durch einen Rollenverlust gekennzeichnet.“ (Prof. Dr. Dr. h.c. 
  Ursula Lehr)
  Historischer Blick auf Kindheit und dem Umgang mit dem 
  Alter
  Bevor hier auf das eigentliche Thema, nämlich der Umgang mit 
  dem Alter und die Situation des älteren Menschen, genauer des 
  älteren Arbeitnehmers, eingegangen wird, erfolgt ein kleiner 
  Ausflug in die Geschichte der Kindheit. Es ist für viele von uns 
  heute selbstverständlich, dass das Leben aus Kindheit, 
  Erwachsenenalter und Alter besteht. Aber das war nicht immer 
  so, zumindest nicht im Bewusstsein der Menschen. Natürlich hat 
  es schon immer Kinder gegeben. Aber die für uns heute so 
  selbstverständliche Tatsache, dass es eine Kindheit als 
  eigenständiger Phase gibt, als einen Schonraum und eine 
  Erziehungs- und Bildungszeit, ist eine kulturelle Errungenschaft. 
  Die Hintergründe dieser Errungenschaft sollen hier ganz kurz 
  angerissen werden, um zu zeigen, dass im Laufe des kulturellen 
  Wandels sich auch die Sichtweise von und damit der Umgang mit 
  den Lebensphasen verändert.
  Die menschliche Entwicklung wird im allgemeinen Verständnis in 
  Jugend, Reife und Alter unter-schieden und es wird davon 
  ausgegangen, dass diese biologischer Natur ist. Das Altern ist 
  ganz klar ein biologischer Prozess, aber das Verständnis davon 
  und die Definition dessen wird von gesellschaftlichen, 
  technischen und wirtschaftlichen Veränderungen und 
  Entwicklungen beeinflusst.
  Vor dem Mittelalter hat es zum Beispiel keine Kindheit in unserem 
  heutigen Sinne gegeben. (Das können wir bei Aries und Postman 
  nachlesen.) Sobald ein Kind sich allein fortbewegen und 
  verständlich machen konnte, lebte es mit den Erwachsenen in 
  einem natürlichen „Lehrverhältnis“, ob dies nun Religion, 
  Sprache oder Sitte, Sexualität oder ein Handwerk betraf. Doch 
  auch in dieser „Kindheit“ sind die Kinder bloß kleine Erwachsene. 
  Sie trugen die gleichen Kleider, spielten die gleichen Spiele, 
  verrichteten die gleichen Arbeiten, sahen und hörten die gleichen 
  Dinge wie die Erwachsenen und hatten keine von ihnen 
  getrennten Lebensbereiche.1
  „In einer mündlichen Welt gibt es vom Erwachsenen keine genau 
  umrissene Vorstellung und noch viel weniger vom Kind. Deshalb 
  findet man in allen Quellen, dass im Mittelalter die Kindheit mit 
  sieben Jahren endet. Warum mit sieben? Weil die Kinder in 
  diesem Alter die Sprache beherrschen.“2 Postman geht noch 
  einen Schritt weiter und erkennt in der Erfindung des Buchdrucks 
  eine entscheidende Vorraussetzung dafür, dass sich eine eigene 
  Lebensphase entwickeln konnte, die unter dem Vorzeichen des 
  Lernens, der Entwicklung und des Erwachsen-Werdens steht. Die 
  Verbreitung von Wissen, Erkenntnissen und Erfahrungen haben 
  seiner Meinung nach entschieden dazu beigetragen, dass der 
  „von Mündlichkeit bestimmte Verständniskontext des Mittelalters 
  allmählich verschwand.“3 „Denn im Mittelalter konnte weder 
  jung noch alt lesen, und das Leben aller vollzog sich im Hier und 
  Jetzt, im Unmittelbaren und Lokalen... Deshalb bedurfte es auch 
  keiner Vorstellung von Kindheit, denn alle hatten teil an der 
  gleichen Wissensumwelt und lebten insofern in der gleichen 
  gesellschaftlichen und kulturellen Formation. Als aber die 
  Druckerpresse zur Wirksamkeit gelangt war, da zeigte sich, dass 
  mit ihr eine neue Art von Erwachsenenheit auf den Plan getreten 
  war. Seit der Erfindung des Buchdrucks musste die 
  Erwachsenenheit erworben werden. Sie wurde zu einer 
  symbolischen Leistung, war nicht länger Resultat einer 
  biologischen Entwicklung. Seit der Erfindung des Buchdrucks 
  mussten die Kinder Erwachsene werden, und dazu mussten sie 
  lesen lernen, die Welt der Typografie betreten. Damit ihnen das 
  gelang, brauchten sie Erziehung. Deshalb erfand die europäische 
  Zivilisation die Schule von neuem. Und damit machte sie aus der 
  Kindheit eine Institution.“4
  Genauso wie sich eine Vorstellung der Kindheit als eigenständiger 
  Phase mit ganz eigenen Bedürfnissen und Eigenschaften im 
  Bewusstsein der Menschen entwickelt hat, unterliegt auch die 
  Vorstellung vom Alter einer ständigen Veränderung durch 
  gesellschaftliche Prozesse und Denkweisen. Die 
  Industriegesellschaft hat eine Dreigenerationenstruktur 
  hervorgebracht. Im Rahmen einer systematischen Eingliederung 
  in das Berufs- und Erwerbsleben hat sich eine Lern- und 
  Lehrphase entwickelt. Daran schließt sich die Zeit der 
  Produktivität an. Im letzten Drittel erfolgt aufgrund der 
  Rationalisierung, Effizienzsteigerung und einer immer schneller 
  voranschreitenden technischen Entwicklung wieder eine 
  systematische Ausgliederung der Alten aus dem 
  Produktionsbereich, damit dieser reibungslos weiter laufen kann. 
  Der Eintritt in die Rente ist somit eine gesellschaftliche 
  Errungenschaft und unterliegt einer juristischen Definition. Die 
  deutsche Rente ist heute 122 Jahre alt. 1898 verabschiedete der 
  Reichstag das erste deutsche Invaliditäts- und 
  Altersversicherungsgesetz. Das stolze Alter von 70 Jahren wurde 
  damals jedoch nur von wenigen erreicht, das Durchschnittsalter 
  lag bei 40 Jahren. Seit 1945 liegt das Renteneintrittsalter bei 65 
  Jahren. Mit Erreichung des Rentenalters gehört ein Arbeitnehmer 
  heutzutage nun definitiv zu den Alten.
  Die Identifikation mit der Arbeitsrolle ist zentral in unserer 
  Gesellschaft. Der Beruf ist das strukturierende Merkmal in 
  unserem Lebenslauf. Auch dadurch wird das Alter primär zu einer 
  gesellschaftlichen Kategorie.
  In der Biologie und in der Psychologie wird dieser Aspekt jedoch 
  ganz anders gesehen. Hier wird selten von „Alter“, sondern 
  eigentlich von „altern“ gesprochen. Altern wird als ein Prozess, 
  der ständig und kontinuierlich voranschreitet. Veränderung, 
  Entwicklung, Wachstum und Zerfall, Neu- und Restrukturierung, 
  Höherentwicklung werden dabei gleichermaßen beachtet. Hier 
  wird deutlich, dass Altern nicht nur mit Verlusten einhergeht, 
  sondern auch durch Gewinn geprägt ist, ganz entgegen der 
  allgemeinen Meinung, der Eintritt ins Rentenalter gehe 
  automatisch mit Verfall und Verlust einher. Auf diesen Aspekt 
  wird später noch genauer eingegangen.
  Auf der einen Seite erwartet uns eine Gesellschaft, die immer 
  älter wird. Durch verbesserte Arbeits- und Lebensbedingungen, 
  durch medizinischen und technischen Fortschritt leben wir 
  länger. Immer mehr Menschen erleben dadurch eine neue 
  Lebensphase, die man auch als „dritte Lebensphase“ bezeichnet. 
  Immer mehr ältere Menschen erhalten die Möglichkeit, eine 
  nachberufliche Phase in mentaler und körperlicher Gesundheit 
  zu erleben und zu verbringen. Die traditionelle Drei-
  Generationen-Gesellschaft (Jugend, Reife, Alter) wird dadurch 
  abgelöst durch eine Vier-Generationen-Gesellschaft: Jugend, 
  Reife, jugendliches Alter und Alter. 
  Eine weitere Entwicklung, die mindestens seit den 80er Jahren zu 
  beobachten ist, zieht ganz ohne Zweifel enorme menschliche, 
  gesellschaftliche und wirtschaftliche Probleme nach sich. Immer 
  mehr Mitarbeiter werden im Rahmen von betrieblichen 
  Umstrukturierungs-maßnahmen gekündigt. Betroffen sind ganz 
  verstärkt die Älteren, die immer früher in einen sogenannten 
  Vorruhestand gehen. Erste Gegenbewegungen sind zwar 
  vorhanden oder werden diskutiert, aber die Tendenz ist klar: 
  Immer mehr Unternehmen beschäftigen keine Mitarbeiter mehr, 
  die über 50 Jahre alt sind.
  Somit haben wir es mit einer immer größer werdenden Gruppe 
  von Menschen zu tun, die immer früher aufgrund eines falschen 
  Verständnisses von Alter von der restlichen Gesellschaft 
  ausgegrenzt wird. Ihnen wird der Rückzug aus dem Berufsleben 
  und aus der Erwerbstätigkeit aufgezwungen. Diese Menschen 
  sind in der Regel gesundheitlich und geistig genauso fit wie 
  jüngere und beruflich auf hohem Niveau (siehe unten). Mit 
  diesem Rückzug aus dem Berufsleben geht ein Verlust der 
  Identität, ein Verlust der Einbindung in ein gesellschaftliches 
  System, ein Verlust des Selbst-wertgefühls und ein Verlust an 
  Sinnhaftigkeit einher.
  Während Konflikte bei der Eingliederung in das Berufsleben 
  aufgrund der noch verbleibenden längeren Lebenszeit durch 
  mehr Handlungs- und Gestaltungsfreiraum kompensiert werden 
  können, ist diese für den älteren Menschen begrenzter und damit 
  erhalten Konflikte einen anderen Stellenwert.
  Die Chancen einer Bewältigung des Austritts aus dem 
  Berufsleben sind auch je nach Ausbildung und Berufsstand sehr 
  unterschiedlich. Wenn einfache und mittlere Angestellte ihre 
  meiste Zeit weisungsbezogen gearbeitet haben und wenn sie 
  daher weniger geistige Flexibilität und soziale Kompetenz 
  entwickelt haben, werden besonders sie größere Schwierigkeiten 
  haben. Demgegenüber können Handwerker nach dem 
  Berufsleben gestalterisch auf ihre handwerklichen Fähigkeiten 
  zurückgreifen. Akademiker oder leitende Angestellte können zum 
  Beispiel ihr Fachwissen weiter ausbauen oder ihre geistigen 
  Fähigkeiten oder Interessen nutzen. Noch offene 
  Bildungswünsche werden angegangen oder lang geplante 
  Projekte begonnen. Auch leiden Männer tendenziell stärker unter 
  einem Arbeitsverlust, da ihre Identität mehr auf die Berufsrolle 
  ausgerichtet ist. Frauen der Nachkriegsgeneration dagegen, die 
  während Ihrer Berufstätigkeit mehrdimensional tätig waren, zum 
  Beispiel als Mutter und als Hausfrau, entwickelten dadurch eine 
  größere Flexibilität.
  Man kann sagen: je mehr der Mensch eigenbestimmt gearbeitet 
  und gelebt hat, desto größer sind seine Chancen einer kreativen 
  Bewältigung solcher Krisen. Es gibt Berufsgruppen, bei denen die 
  Berufstätigkeit bis zum Tod keine Seltenheit ist: Schauspieler 
  oder Künstler, Professoren, Politiker und Selbständige.
  Stärken-Schwächen-Analyse und die kristalline Intelligenz
  Das Altern und das Alter in unserer Gesellschaft und damit auch 
  im Berufsleben erfährt eine Abwertung. Das sehen wir ganz 
  deutlich in der Tatsache, dass ab einem Alter von 50 Jahren 
  immer mehr Mitarbeiter aus dem Berufsleben entlassen werden, 
  teils mit Anreizen, wie sehr großen Abfindungen. Bewerber über 
  50 haben kaum Chancen auf eine Neuanstellung. Es geht noch 
  weiter: Teilweise gehören 40-jährige auf dem Arbeits-markt 
  bereits schon zu den Älteren oder Alten. Die Kosmetik-industrie 
  und auch die Wellnessbewegung unterstützt eigentlich auch die 
  Tendenz in unserer Gesellschaft, das Altern als etwas 
  darzustellen, was es um jeden Preis zu vermeiden gilt (obwohl es 
  ja grundsätzlich gut und erstrebenswert ist, sich gesund und 
  flexibel zu halten).
  Es geht eigentlich darum, nicht alt auszusehen. Jedes graue Haar 
  und Fältchen müssen verschwinden. Anti-Aging ist das 
  Zauberwort, hinter dem sich offensichtlich eine ganz massive 
  Abwertung des Alterungs- und damit doch eigentlich Reifungs-
  prozesses des Menschen verbirgt. Altern und seine 
  Erscheinungsformen werden als Makel betrachtet. Wir 
  unterliegen in der heutigen Zeit einem Jugendwahn.
  Altern wird vornehmlich als ein Abbauprozess gesehen, der in 
  erster Linie mit dem Ver-lust von Möglichkeiten und Fähigkeiten 
  einhergeht. Diese Sichtweise ist nicht nur ein-seitig, sondern 
  schlichtweg falsch, weil man hier von einem eindimensionalen 
  Entwicklungsprozess ausgeht: Zunahme von Fähigkeiten von der 
  Kindheit an zum Erwachsenen-alter und Abnahme von 
  Fähigkeiten vom Erwachsenenalter zum Alter. Altern ist aber ein 
  vielschichtiger Veränderungsprozess, bei dem sich der 
  Organismus permanent an äußere und innere Anforderungen 
  anpasst und dabei an Komplexität gewinnt. Während die 
  Fähigkeit zu kurzzeitig hohen Leistungen abnimmt, wird der 
  Organismus fähiger, eine stetige Leistung zu erbringen. Die 
  psychische Struktur wird zudem gefestigter, wodurch ältere 
  Menschen auch mit Krisensituationen allgemein besser umgehen 
  können. Das Erfahrungsspektrum wird größer und komplexer, die 
  soziale Kompetenz nimmt im Allgemeinen zu. Während 
  bestimmte körperliche Fähigkeiten, wie zum Beispiel die 
  Reaktionsfähigkeit abnehmen, nehmen also andere Fähigkeiten 
  zu.
  Defizit- und Kompetenzmodell
  Es konkurrieren zwei Modelle miteinander. Das Defizitmodell, 
  welches davon ausgeht, dass mit zunehmenden Alter die 
  Fähigkeiten zurück gehen und das Kompetenzmodell, welches 
  betont, dass sich mit zunehmenden Alter neue und andere 
  Kompetenzen entwickeln.
  Die neue psychologische Forschung zeigt unter anderem, dass 
  der ältere Mensch gar nicht weniger leistungsfähig ist als der 
  jüngere, er ist jedoch anders leistungsfähig. Und in dieser 
  Andersartigkeit liegen wiederum besondere Chancen, insofern 
  man sie erkennt. Das folgende Schaubild soll dies verdeutlichen:
  Abb.: Kompetenzwechsel im Alter
  Abb.: Altersbedingte Veränderung des Kompetenzprofils
  Quelle siehe Anhang (5)
  Anstelle von Abbau der älteren Mitarbeiter sollten bei der 
  Gestaltung der Arbeitsplätze mehr die Vorzüge und Stärken der 
  Älteren berücksichtigt werden. Außerdem sollten die 
  Arbeitsabläufe dergestalt angepasst werden, dass sie zur 
  Veränderung im Kompetenzprofil der Älteren passen.
  Mit dem Abbau der älteren Mitarbeiter gehen somit neben dem 
  beruflichen und fachlichen Know-how ganz besonders auch 
  wichtiges menschliches Know-how für die Firmen verloren. 
  „Beispiel Intelligenz: Während im Laufe des Alters die sogenannte 
  fluide Intelligenz, also die Mechanik des Denkens, abnimmt – das 
  Denken somit langsamer wird -, bleibt die sogenannte kristalline 
  Intelligenz, die Pragmatik des Denkens, weitgehend konstant. Bei 
  manchen gewinnt sie sogar an Kapazität. Auch die 
  Sprachkompetenz, die soziale Kompetenz und das berufliche 
  Wissen nehmen (...) im Alter zu. Ihren Höhepunkt erreicht die 
  kristalline Intelligenz nach neuesten Erkenntnissen sogar erst um 
  die 50.“6
  Erfahrungen und Kenntnisse kristallisieren sich ebenfalls aus. Der 
  ältere Mitarbeiter hat tendenziell mehr Überblick, einen Blick für 
  das Ganze und mehr soziale Kompetenz. Er wird, je nach 
  Förderung durch das Unternehmen und je nach Ausprägung und 
  Kultivierung seiner Potentiale zu einem sicheren, versierten und 
  loyalen Teamkollegen und/oder zu einer Art Mentor oder Coach 
  für die jüngeren Mitarbeiter. Er kann berufliche Erfahrungen 
  weitergeben. Immer häufiger wird diese Tatsache genutzt. Viele 
  Firmen greifen mittlerweile auf diesen „Senior-Berater“ zurück. 
  Ältere Menschen verfügen über Wissen, Erfahrungen und 
  Fähigkeiten, die einen potentiellen Gewinn für Gesellschaft und 
  Arbeitswelt darstellen.
  Es gibt also durchaus auch Firmen, die mittlerweile wieder das 
  Potential der Älteren erkennen, fördern und Arbeitsprozesse und 
  Stellenprofile an eine älter werdende Belegschaft anpassen. Zwar 
  sind dies Ausnahmen, aber immerhin sind es positive Signale. Es 
  gibt auch Stellenbörsen für Arbeitsuchende ab 50+. Irgendwie 
  schmerzhaft ist es jedoch auch, dass es auch Stellenbörsen für 
  Arbeitnehmer ab 40+ gibt. Wer sich so früh schon für alt hält, 
  sollte sich und die eigene Identität kritisch hinterfragen.
  Die Leistungsfähigkeit des Älteren ist nicht schlechter, sondern 
  eben anders. Wir aber haben eine einseitige Sichtweise von 
  Leistung entwickelt, die nicht nur dazu führt, dass Alter an sich 
  als Krankheit betrachtet wird, sondern auch schon die jüngeren 
  Menschen immer mehr krank macht. Immer mehr junge 
  Menschen leiden unter Burn-out-Symptomen. Junge 
  Führungskräfte landen wegen Überarbeitung, Stresssymptomen 
  und Lei-stungsängsten in Kliniken. Der junge Mensch kann nicht 
  das leisten, was der ältere leistet und der ältere kann nicht das 
  leisten, was der jüngere leistet. Wir brauchen eine differenziertere 
  Vorstellung von Leistung und Können. 
  Literatur:
  1 Vgl. Aries, Phillip „Die Geschichte der Kindheit“, S. 69-126.
  2 Postman, Neil „Das Verschwinden der Kindheit“, S. 24.
  3 ders. S. 47.
  4 ders. 47-48.
  5 Kayser, Friedrich / Uepping, Heinz „Kompetenz der Erfahrung - 
  Personalmanagement im Zeichen demografischen Wandels“, S. 
  153 und S. 174.
  6 Wirtschaftswoche Nr. 7/ 12.2.1999.
  Knut Diederichs, 09.08.2020
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